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29. / 30. / 31. Okt 2009
Do / Fr / Sa
20:30
  Die verlorene Kunst, ein Geheimnis zu bewahren
ein musiktheatrales Symposium zum Reisen ohne Bewegung

Im Stück des jungen Zürcher Regisseurs und Theatermusikers Thom Luz geht es um Reiseberichte zu Ländern und Orten, die es nicht gibt. Es geht um den Wunsch, sich die Welt nach eigenen Vorstellungen einzurichten. Reisen ist eine Flucht vor sich selbst – und die Verweigerung der Reise eine Folge der Einsicht, dass man vor sich selbst nicht fliehen kann. Und wenn man sich dieser Erkenntnis stellt: Welchen Platz steht einem dann in einer Welt zur Verfügung, die ganz den nach innen gekehrten Fantastereien folgt?

Auf der Bühne stehen fünf Performer – drei Schauspieler, zwei Musiker – und stellen den Tod von Raymond Roussel nach. In der Beschäftigung mit den Umständen seines Todes und dem Inhalt seines Werks werden sie immer unausweichbarer mit der Frage konfrontiert: Wo findet mein richtiges Leben statt? Draussen oder drinnen?
Getragen wird der Abend von Musik: Verdi, Schubert, Satie und Honegger, sowie Musikbeiträge von fünf GastkomponIstinnen, die für jeden der fünf Performer eine persönliche subjektive Landeshymne verfasst haben: Schönholzer, Züricher Film- und Theatermusiker sowie Kopf der Band „Popfood“ – Scott Matthew, bekannt aus dem Film „Shortbus“ von John Cameron Mitchell – Maximilian Hecker, Berliner Sänger und Spezialist für melancholische Pophymnen – Chris Neuburger, Sänger der oberbayrischen Indieband „Slut“, Grenzgänger zwischen Rock und Theatermusik – Sophie Hunger, die weit gereiste Züricher Sängerin und bekennende Anhängerin von Tischmanieren.

Spiel: Markus Mathis, Jonas Knecht, Lou Bihler
Musik:  Matthias Weibel – Violine, Celesta, Anderson Fiorelli – Cello

Konzept / Regie: Thom Luz
Licht / Kostüm: Tina Bleuler

Produktionsleitung: Marie Theres Langenstein

Medienbetreuung: Pfau PR, info@pfau-pr.de, 089 / 48920970

Eintritt: 15 / 10 Euro
Reservierung: 089 – 2189 8226

> http://schweizercharme.net/thomluz.html

das Gastspiel ist kooproduziert mit Schwere Reiter Musik, gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, den Bezirksauschuss 9 München-Neuhausen, die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und die Stadt Zürich; das Stück entstand als Koproduktion von der Roten Fabrik Zürich mit dem Theater Roxy Birsfelden, mit Unterstützung von Stadt und Kanton Zürich und Pro Helvetia.

Dank an die Bayerische Staatsoper, Kontrapunkt Klavierwerkstadt und GHOTEL hotel & living
   
    Von Thomas Bodmer, Tages Anzeiger, 25.02.2009

Thom Luz ist ein Freund der Erkundung. Das Musiktheaterstück «Die verlorene Kunst, ein
Geheimnis zu bewahren» kreist um das Reisen ohne Bewegung und Raymond Roussel.

Seltsame Reisende haben es dem Regisseur und Theatermusiker Thom Luz offensichtlich angetan: Letztes Jahr beglückte er uns mit «Patience Camp», das von Henry Shackletons missglückter Antarktis-Expedition handelte. Jetzt beschäftigt er sich mit dem Franzosen Raymond Roussel (1877-1933). Monsieur Roussel war nicht nur unermesslich reich, sondern auch sicher, ein Genie zu sein. Als er sein erstes Werk «La doublure» verfasste, hatte er das Gefühl, die Vorhänge ziehen zu müssen: «Hätte ich diese Blätter offen liegen lassen, so hätten sie Lichtstrahlen ausgeschickt, die bis nach China gereicht hätten.» Es war dann aber nicht so, dass das Buch bei seinem Erscheinen «das Universum erleuchtete», wie der Autor sich das gedacht hatte. Am Ende seines Lebens verbarrikadierte er sich in einem Grand Hotel in Palermo, wo er dann an einer Überdosis seiner geliebten Drogen starb. Hier setzt Luz ein: Beim Versuch, die genaue Position von Roussels Leiche zu rekonstruieren, kollern die Schauspieler Markus Mathis, Jonas Knecht und Lou Bihler immer mal wieder von einer Matratze. Derweilen stellt die Polizei dem Hotelpersonal so schöne Fragen wie: «Wem hat der Leichnam zu Lebzeiten gehört? »Dank seinem Reichtum reiste Roussel nach China und Tahiti, doch nie hätte er über seine realen Reisen geschrieben. Sein Prinzip für Bücher wie «Impressions d’Afrique» lautete vielmehr: «Das Werk darf nichts Wirkliches enthalten.» Konsequent hat Luz deshalb Leute wie Sophie Hunger, Markus Schönholzer oder den Berliner Maximilian Hecker aufgefordert, Lieder zu schreiben über Länder, die sie nie bereist haben oder die es gar nicht gibt. Gesungen werden sie von den Herren Schauspielern, begleitet vom Cellisten Anderson Fiorelli und von Mathias Weibel an Geige und Celesta. Doch warum besteht das Bühnenbild aus lauter Zierleisten und Täfelungen, die nur von Klebstreifen zusammengehalten werden? «Weil Roussel fand, die Realität sei an den Rändern schlecht verarbeitet, und er selbst könnte eine bessere schaffen», verrät Thom Luz.
     
    Die Gastkomponisten:

Markus Schönholzer

Zürcher Film- und Theatermusiker sowie Kopf der Band „Popfood“. http://www.myspace.com/popfood

Scott Matthew
bekannt aus dem Film „Shortbus“ von John Cameron Mitchell.
http://www.myspace.com/scottmatthewmusic

Maximilian Hecker
Berliner Sänger und Spezialist für melancholische Pophymnen.
http://www.myspace.com/maxmilianhecker

Chris Neuburger
Sänger der oberbayrischen Indieband „Slut“, Grenzgänger zwischen Rock und Theatermusik.
http://www.myspace.com/slut

Sophie Hunger, die weit gereiste Zürcher Sängerin und bekennende Anhängerin von Tischmanieren.
http://www.myspace.com/sophiehunger
     
    Thom Luz (1982 / Zürich)
Lebt in Zürich, ist freischaffender Regisseur, Schauspieler und Theatermusiker. Seit dem Abschluss der Schauspielausbildung an der HMT Zürich im Jahr 2004 arbeitete er u.a. an der Roten Fabrik Zürich, Theaterhaus Gessnerallee Zürich, Theater der Künste Zürich, Schauspielhaus Zürich, Theater Chur , Volkstheater Wien, Sophiensaelen Berlin und den Zürcher Festspielen. U.a. mit Niklaus Helbling/Mass&Fieber, Stephan Müller, Tomas Schweigen/far a day cage und Volker Hesse. Sein Regiedebüt “Patience Camp” hatte im September 07 an der Kaserne Basel im Rahmen des Treibstoff Festivals Premiere und wurde nach an die Rote Fabrik Zürich und ans Theaterformen Festival 09 in Hannover eingeladen.

Tina Bleuler (1979 / Zürich)
Lebt in Zürich, arbeitet als freie Lichtdesignerin und und Kostümbildnerin u.a. an der Gessnerallee Zürich, Kampnagel Hamburg, Theaterspektakel Zürich und seit 2006 regelmässig mit Thom Luz. 2007 Gründung der Gruppe Company mit Lies van Born und Alexandra Bachzetsis

Markus Mathis (1967 / Flums)
Lebt in Zürich. Engagements u.a. an der Rote Fabrik Zürich, Theater an der Winkelwiese Zürich, Neumarkt Theater Zürich, Theaterhaus Gessnerallee Zürich, Theaterspektakel Zürich, Theater Club 111 Bern, Theater Schlachthaus Bern, Theater an der Effingerstrasse Bern, Theater Basel, Raum 33 Basel, Theater Roxy Basel, Kaserne Basel, Vorstadt-Theater Basel, Stadttheater St. Gallen, Stadttheater Chur, Forum Theater Stuttgart, Sophiensaele Berlin, Schaubühne Leipzig.

Jonas Knecht (1972 / St. Gallen)
Lebt in Berlin. 1999 bis 2004 Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Seither freischaffender Regisseur und Spieler in Deutschland und der Schweiz.Engagements u.a. am Landestheater Eisenach, dem Deutschen Theater Berlin, den Sophiensäulen Berlin, am TJG Dresden und Figurentheater St. Gallen. 1999 gründete er mit mit Peter Nussbaumer die Formation „theater konstellationen“, die u.a. die Uraufführung von Tim Krohns „Quatemberkinder“
realisierte.

Lou Bihler (*1978)
Lebt in Basel. 2008 schloss er seine Schauspielausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste ab und arbeitet seither frei in der Schweiz und Deutschland, u.a. am Schauspielhaus Freiburg und am Theater Basel. Er war u.a. in “Spieltrieb” von Heike Marianna Götze und Stephan Müllers “Attention Artaud!” zu sehen, sowie in Peter Brooks “The Mahabharata”.
Für seine Rolle als “Eisenring” in “Biedermann und die Brandstifter” erhielt er am Schauspielschultreffen Salzburg 2007 den Förderpreis für den Schauspielnachwuchs der Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Matthias Weibel (*1966)
Lebt in Zürich, spielt sowohl moderne als auch barocke Violine und ist in den verschiedensten Musikstilen zu Hause. Er studierte in Bern, Florenz und Wien und spielte in verschiedenen Ensembles wie Capilla Reial de Catalunya, Hesperion XX und
La Folia Madrid. Mathias Weibel ist Gründungsmitglied des Ensembles Turicum, Mitglied des Kammerorchesters Basel und Leiter des Streichorchesters arcobaleno Zürich. Am Schauspielhaus Zürich wirkte er in Stücken von Christoph Marthaler als Musiker mit.

Anderson Fiorelli (1985 / Brasilien, Santa Catarina)
Lebt in Zürich. Studierte an der Schule für Musik und Schöne Künste des Bundesstaates Paraná und schloss mit dem Diplom ab. Cultura Artistica São Paulo, Ernst Widmer-Stiftung, sowie dem Rahn Kulturfonds. Als Kammermusiker ist er in ganz Europa mit Ensemble Turicum (CH), Ensemble Explorations (B), Kammersolisten Zug (CH), Studiobühne der Oper Zürich (CH) u.a. tätig.