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München Premiere
17. + 18. November 2012
Sa 20:30
So 19:30
  Das Innere des Äußeren
Musik auf der Grenze zum Theater

ein Abend in drei Akten von
Nikolaus Brass, Eva-Maria Houben, Antoine Beuger
     
   
Wann ist eine Szene eine Szene? Was unterscheidet sie vom Konzert? Was macht diesen feinen Unterschied aus? Gestaltet ihn der Künstler oder ändert sich nur die Wahrnehmung der Zuschauer?
Dieses Projekt ist entstanden in den immer wieder anregenden Diskussionen über die Frage, wann wir eine Aufführung eher konzertant, wann eher szenisch anlegen, und von welchen Faktoren dies abhängt. So ergab sich der Wunsch, dieses Thema musikalisch und künstlerisch zu erforschen. Alle beteiligten Künstler sehen die Herausforderung und Chance in einer Reduktion der Mittel. Sie entscheiden sich für die kleine Besetzung mit einer Sängerin und einem Kontrabassisten (respektive Zuspielung).

Gegeben: klare musikalische Strukturen, ein Raum, Requisiten, Licht, Ausführende, Zuhörer und Betrachter. Was passiert?
     
    Irene Kurka - Sopran
Hans Eberhard Maldfeld - Kontrabass

Joep Dorren - Regie
Bileam Kümper - Klangregie
Nora Franzmeier - Ausstattung
     
    Akt 1 bis 3

Nikolaus Brass: Dialoghi d’more IX - Orte für Musik
Eva-Maria Houben: „il faut la grande vie!” (in memoriam Hector Berlioz)
Antoine Beuger: chants de passage
     
    Nikolaus Brass

Das Unsichtbare muss man hören.
Das Unhörbare muss man sehen.

In „Dialoghi d’amore IX - Orte für Musik“ bestimmt die Musik den Ort und der Ort die Musik. Die Orte heißen Allein, Zusammen, Eins oder Feld. Die Bewegung in und zwischen den Orten ist die Bewegung der Musik.

Die Orte und die Musik bewegen die Musiker.
     
   

Eva-Maria Houben

Ereignisse wie Klänge gehen vorüber.
Vorübergehen - Verschwinden; Sich-Verlieren - Verloren-Geben.

Hector Berlioz berichtet in den „Mémoires“ von dem Erlebnis des
Hörens: Der Klang eines vorüber ziehenden Chors verliert sich in der
Weite des Raumes.

perdendo (sich verlierend), sostenuto perdendo -
morendo (ersterbend), morendo al niente -
presque rien
: Hingabe an den verschwindenden Klang.
Verschwindungen.


Verschwindungen.
Die Einspielungen erfolgen zufällig; die Reihenfolge der Szenen und
Bilder ist frei. Auch die Sopranistin ist frei bezüglich der Auswahl der
in der Partitur festgelegten Charakterstücke und hinsichtlich der
Reihenfolge.

Vereinzelungen; Un-Zusammenhang.

     
    Antoine Beuger

auf der imaginären bühne: eine sängerin.
am rande: ihr orchester, ein kontrabassist.
9 szenen, 9 gesänge (gedichte von anne perrier)
deuten einen (lebens)weg an.

ein inneres aufbrechen, weitergehen, sich verabschieden,
hinübergehen zuletzt (et doucement glisser / de l’un à l’autre été:
langsam hinübergleiten vom einen zum anderen sommer) -
ohne sich von der stelle zu bewegen.

der gesang: ganz nach innen gewandt, manchmal etwas präsenter,
manchmal fast nur noch innere stimme.
ein singen, das raum nicht nur gibt, sondern wird -
ein weiter raum sanfter klarheit.

die instrumentalklänge: nur da in der stille zwischen den gesängen,
hinüberleitend, nach- und vorsingend, nach- und vorsinnend.
     
    Karten zu EUR 15 und 10 (erm.)
Reservierung unter 089 / 2189 8226 oder reservierung@schwerereiter.de und an der Abendkasse
     
    Ein Projekt von Eva-Maria Houben in Kooperation mit Schwere Reiter MUSIK, gefördert durch Kunststiftung NRW, TU Dortmund, Kunstraum Düsseldorf, Kulturamt der Stadt Düsseldorf, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Junge Oper Dortmund, Tilla Frank Neumeyer

   
   
Antoine Beuger, 1955 geboren, studierte von 1973 bis 1978 Komposition bei Ton de Leeuw am Sweelinck Conservatorium, Amsterdam. 1992 gründete er zusammen mit Burkhard Schlothauer den Verlag Editi- on Wandelweiser, dessen Geschäftsführer er seit 2004 ist. Seit 1994 verantwortet er die Konzert- und Veranstaltungsreihe „Klangraum“ im Kunstraum Düsseldorf. Beugers Musik wird weltweit aufgeführt, in Konzerten wie im Rundfunk, einige seiner Werke wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
   
   
Nikolaus Brass, geboren 1949 in Lindau am Bodensee, Medizinstudium, Redakteur in einem medizinisch-wissenschaftlichen Verlag bis 2010. Als Komponist Autodidakt. Wichtige Einflüsse durch Peter Kiesewetter, München, Helmut Lachenmann, Hannover, und Morton Feldman, Darmstadt. Wichtig sind ihm die singuläre Qualität des Ereignisses, des Tons, des Klangs und die Organisation des Klingenden als organischen Wachstums- und Absterbeprozess. Kammermusik, Orchesterwerke, Vokalmusik - veröffentlicht bei RICORDI, München - zahlreiche CD-Produktionen.
   
   
Joep Dorren, 1954 geboren, erhielt seine Theaterausbildung in Paris an der Faculté de Théâtre Vincennes und an der École Jacques Lecoq sowie bei Carlo Boso, Piccolo Teatro de Milano. Nach seiner Ausbildung spielte er in vielen Theatergruppen in Frankreich, England, Italien und den Niederlanden. Außerdem war er als Komponist, Instrumentalist und Sänger tätig. Seine Stimm- und Gesangsausbildung erhielt er bei Mitgliedern des Roy Hart Theatre in Mallerargues, Frankreich. Sein besonderes Interesse gilt dem Theater von Samuel Beckett und der Musik und Ästhetik von John Cage.
   
   
Nora Franzmeier studierte 2 Jahre Bildhauerei an der Kunstakademie Münster, wechselte anschließend in die Klasse für Szenografie von Erich Wonder an der Akademie der bildenden Künste Wien und ver- brachte ein Semester am Wimbledon College of Art in London. 2009 schloss sie das Studium mit Auszeichnung ab. Sie assistierte bei unterschiedliche Theaterproduktionen, unter anderem für Medea am Burgtheater Wien, für das Rossini Festival in Bad Wildbad und The Mask of the Red Death am BAC London. Es folgten eigene Arbeiten im Bereich Filmausstattung, Installation und Bühnenbild.
   
   
Eva-Maria Houben, geboren 1955 in Rheinberg am Niederrhein, Studium an der Folkwang-Hochschule für Musik Essen - Schulmusik, Künstlerische Abschlussprüfung Orgel. Promotion und Habilitation an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg. Unterrichtstätigkeit, Lehraufträge an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. 1993 Berufung als Professorin an das Institut für Musik und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dortmund. Seit 2000 in der Wandelweiser-Komponistengruppe tätig; Kompositionen für unterschiedliche Besetzungen und Vokalkompositionen in der Edition Wandelweiser.
   
   
Der Komponist und Musiker Bileam Kümper lebt in Dortmund und arbeitet freischaffend. Er spielt zahlreiche Instrumente, darunter Violine, Viola und Tuba. Nach Abschluss seines Studiums an der Universität Dortmund war er einige Jahre in einem Musikverlag tätig. Er betreibt inzwischen einen eigenen Verlag. Er komponierte Werke für Soloinstrumente und Ensembles, außerdem elektroakustische Musik. Seit 2009 hat er einen Lehrauftrag an der TU Dortmund.
   
   
Irene Kurkaerhielt ihre Gesangsausbildung an der Musikhochschule München, an der Meadows School of the Arts, SMU, Dallas/USA., und an der University of British Columbia, Vancouver/Kanada. Die vielseitige Sopranistin wurde mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet ist als Solistin bei zahlreichen Festivals zu Gast. Irene Kurka singt die Sopranpartien der großen barocken Oratorien und Passionen. Auch in der zeitgenössischen Musik ist sie eine gefragte Sängerin, zahlreiche Komponisten schreiben und widmen ihr Stücke. Seit 2009 beschäftigt sie sich intensiv mit dem Repertoire für Stimme solo - Nono, Berio, Cage, Lucier, Beuger, Bauckholt u. a. Sie singt mit den Ensembles e-mex, notabu, Klangkonzepte, La Tenerezza, socell 21 und Soprakkordeon.
   
   

Hans Eberhard Maldfeld, in Reinbek bei Hamburg geboren und studierte zunächst Kontrabass in Hamburg bei Günter Schmidt, NDR, und Rolf Zschenker, Philharmonisches Staatsorchester, und bei Paul Breuer und Wolfgang Güttler an der Musikhochschule in Köln. Dort begeistert ihn die Kammermusik, und er arbeitete mit Koen van Slogteren und dem Amadeus Quartett. Er widmet sich schon früh der spannenden Welt zwischen altem und neuem Klang, zwischen Frührenaissance, Avantgarde und freier Improvisation. Seit 1992 ist er Solobassist im Barockorchester Stuttgart, der Hofkapelle Stuttgart und der Klassischen Philharmonie Stuttgart und arbeitet regelmäßig mit der Musikfabrik NRW. 2003 beginnt er über das Trumscheit und die Tromba Marina zu forschen - Andere Saiten. Maldfeld lebt in Brühl bei Köln.