Münchener Biennale für Neues Musiktheater 2012
   
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Uraufführungen
3. - 16. Mai 2012
Muffatwerk, Gasteig
19:30 (15.5. / 20:00)

Summa Summarum
17. und 18. Mai
Schwere Reiter
20:30
  NUCLEUS
acht Kernsätze im musiktheatralen Vorfeld

von Michael Emanuel Bauer, Minas Borboudakis, Nikolaus Brass, Manuela Kerer, Thomas Meadowcroft, Stefan Schulzki, Eva Sindichakis, Alexander Strauch

Idee, Konzept - Angela Dauber und Karl Wallowsky
Licht und Ton - Rainer Ludwig und Christoph Tampe
     
   
Nucleus – die Frage nach dem Kern: was ist der Kern einer Oper, eines zeitgenössischen Stücks
Musiktheater, einer einzelnen, individuellen Komposition? Oder ist es die Frage nach dem Kern von Oper überhaupt, von Musiktheater heute: was macht das Medium aus? Auf was lässt es sich reduzieren, dass wir immer noch denken: es ist Musiktheater! Das wäre die Frage nach der Form. Und was ist ein Kern: Anfang, Neubeginn – schlummernde Möglichkeit, die unter günstigen Bedingungen aufkeimen, sich entwickeln und entfalten kann? Oder Ende eines Prozesses, Quintessenz sozusagen und winziges Endprodukt der Reifung mit der Potenz zur Erneuerung?

… vor Jahren sah ich einen Laib Brot (und kaufte ihn), davor ein Schild im Laden zur Klassifizierung: „Essener Brot mit 7 lebenden Getreiden“. Lebend?
Keimfähig! Auch nach dem Backen, nach dem Essen …?

Ist der Kern das Ganze, verdichtet und komprimiert, oder ist es der Ansatz, die Keimzelle? Acht Komponisten und Komponistinnen haben sich der hoch komplexen Frage gestellt, ihre Antworten sind knapp, kompakt, provozierend kurz – eine Sache von Minuten, Sekunden. Michael Emanuel Bauer, Minas Borboudakis, Nikolaus Brass, Manuela Kerer, Thomas Meadowcroft, Stefan Schulzki, Eva Sindichakis und Alexander Strauch gehen künstlerisch ganz unterschiedliche Wege. Sie differieren in ihrer musikalischen Sprache, ihrer Vorstellung von Theater, ihren Konzepten. Das Resultat: acht Einwürfe vor den abendfüllenden Produktionen der Biennale … acht Kernsätze im musiktheatralen Vorfeld.
     
   
Acht Komponisten und Komponistinnen stellen sich der hoch komplexen Frage, ihre Antworten sind knapp, kompakt, provozierend kurz – eine Sache von Minuten, Sekunden.

Künstlerisch gehen sie ganz unterschiedliche Wege, sie differieren in ihrer Vorstellung von Theater und ihrer musikalischen Sprache: Michael Emanuel Bauer arbeitet mit „found footage“, mit Anregungen aus Film, Tanz und Bildender Kunst. Sein Stück „making of“versteht sich als musiktheatrale Installation, die – im Sinne der „appropriation art“ – zentrale theatrale Formen nachempfindet, die für seine Arbeit wichtig sind. Minas Borboudakis sieht in der Nucleus-Thematik die Frage nach dem eigenen Kern als immer wieder in sich kreisendes Eines, bei dem sich Nora Gomringer und Heraklit treffen, um eins fest zu stellen: dass es das Eine nicht gibt! Nikolaus Brass formuliert in seiner kollagierenden nucleus-Komposition "memory", in der sich Bewegung, Wort und Gesang wie Puzzle-Teile zusammenfinden, das Körper-Gedächtnis als Kern des Dramas. Für Manuela Kerer klingt die ganze Welt und dieses Phänomen nutzt sie, ob zart und kaum hörbar leise, betörend verästelt, erschlagend laut oder als poetischer Glücksmoment: ihr universaler Wissensdrang ist ihre Inspiration. Von Thomas Meadowcroft heißt es, seine Musik sei „von unvorstellbarer Reinheit" (Le Monde), „Nervenfolter" (Süddeutsche Zeitung) und „träumerischer Post-Rock" (New York Times). Stefan Schulzkis Augenmerk liegt derzeit besonders auf Konzepten, in denen möglichst viele unterschiedliche, auch sich widersprechende Standpunkte gleichberechtigt koexistieren und zum Teil auch konfrontativ gegenübergestellt werden. In den Kompositionen von Eva Sindichakis verbinden sich kontrastierende musikalische Stile, westliche traditionelle Kunstmusik, griechische Volksmusik und überlieferte altgriechische Musikelemente. Beginn der Oper ist für Alexander Strauch Verwandlung, Metamorphose ist mehr: Mythos, Aggregatszustände, Lebenszustände, Geologie wie Biologie; deshalb kommt Opernhaftes aus Luft und Staub zweier heiß-cooler Großstadtmädels auf den O.P.-Tisch.
     
    Uraufführungen Nucleus:
3. bis 15. Mai 2012, im Muffatwerk und im Gasteig
:

> Thomas Meadowcroft - Opera Abstract - Musikalische Aktion für einen Performer
> Stefan Schulzki - Lied II - für Sopran und live Elektronik
> Alexander Strauch - M.eta-M.orph-O.P.-er
> Eva Sindichakis - FORT:DA
> Michael Emanuel Bauer - making of - eine musiktheatrale Installation
> Nikolaus Brass - memory
> Manuela Kerer - Wurzel
> Minas Borboudakis
- ἐδιζησ[Ά]μην ἐμε[Ω]υτόν

Summa Summarum
17. und 18. Mai im Schwere Reiter

> siehe auch Programm
     
    3. - 15. Mai
im Muffatwerk und im Gasteig
Eintritt frei

17. und 18. Mai
Summa Summarum im Schwere Reiter
Karten zu Euro 15,- und 8,- (erm.)
Reservierung 089 / 32494270 und an der Abendkasse
     
    Biografien der KomponistInnen, in alphapetischer Reihenfolge
     
   
Michael Emanuel Bauer, 1974 in Roding geboren, studierte Musikwissenschaft und Geschichte in München. Er besuchte Kompositionskurse bei Karlheinz Stockhausen, Dieter Schnebel und Bernhard Lang und nahm an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Fassbinder-Komponisten Peer Raben. Bauer ist Träger des Leonhard-und-Ida-Wolf-Gedächtnispreises für Musik der Landeshauptstadt München. Er arbeitete u.a. am Staatstheater Stuttgart, am Residenztheater München, am Staatsschauspiel Dresden, am Deutschen Theater Berlin und auf den Wiener Festwochen. An der Neuköllner Oper Berlin wurden die Musiktheater Brachland. Geschichten vom Nichts und bei drücken senden uraufgeführt. Derzeit promoviert er über die Filmmusik von Peer Raben.
     
   
Minas Borboudakis, 1974 in Heraklion/Kreta geboren, studierte Klavier bei Georgios Kaloutsis, Olaf Dressler, Urszula Mitrenga-Wagner Komposition bei Wilfried Hiller, Peter Michael Hamel und  besuchte Meisterklassen von Luciano Berio, George Crumb, Wolfgang Rihm. Er erhielt u.a. ein Stipendium an die Cité Internationale des Arts Paris und den Preis der Christoph und Stephan Kaske-Stiftung. Zu den Interpreten seiner Werke gehören das Symphonieorchester und das Rundfunkorchester des BR, das RSO Stuttgart und Saarbrücken des SWR, das Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, das Tonhalle Orchester Zürich sowie das Ensemble Modern, die Kremerata Baltica und das Münchener Kammerorchester. 2007 wurde sein erstes Bühnenwerk liebe. nur liebe bei den Münchner Opernfestspielen der Bayerischen Staatsoper unter Kent Nagano uraufgeführt.
     
   
Nikolaus Brass, 1949 in Lindau geboren, Medizinstudium,  Arzt, später Redakteur in einem medizinischen Fach-Verlag. Kompositorische Studien bei Peter Kiesewetter, Helmut Lachenmann, wichtiger Einfluss durch Morton Feldman. Denken und Komponieren beschäftigt sich mit der singularen Qualität des Klangereignisses und der Organisation des Klingenden als eines organischen Wachstums- und Absterbeprozesses. In letzter Zeit vermehrte Auseinandersetzung mit reiner Stimmung. Kammermusik, Orchesterwerke, Chorwerke. CD-Produktionen bei col legno und NEOS. Rundfunkbeiträge (u. a. über Henri Dutilleux und Alan Pettersson). Aufführungen u. a. in Donaueschingen, Amsterdam (Gaudeamus), Berlin (Ultraschall), Stuttgart (eclat), Witten, Hamburg (Klangwerktage), München (musica viva). 2009 Musikpreis der Stadt München.
     
   

Manuela Kerer, 1980 in Südtirol geboren, interessiert sich für völlig konträre Bereiche und beschäftigt sich dabei letztlich immer mit dem Selben – der Musik. So schloss sie die Studien der Komposition und IGP Violine, der Rechtswissenschaften und der Psychologie an der Universität Innsbruck ab, weiterführende Kompositionsstudien bei Alessandro Solbiati in Mailand. 2009 wurde sie vom Ausschuss der Europaregionen als eines von europaweit 100 young creative talents ausgewählt. Sie erhielt u.a. das Höchstbegabtenstipendium des Rotary Club Innsbruck (2007), das Österreichische Staatsstipendium für Komposition (2008 und 2011), den Walther-von-der-Vogelweide-Preis“ 2009, den SKE Publicity Preis 2011 und den Emil-Berlanda-Preis 2011. Ihre Werke wurden im Konzerthaus Berlin, in New York, Rom und von Moskau bis zum Titicaca-See aufgeführt.

     
   
Thomas Meadowcroft, 1972 in Canberra/Australien geboren, wuchs in Toowoomba/Queensland auf. Er studierte Komposition in den USA bei Brian Ferneyhough und George Crumb. 1998 zog er nach Berlin, wo er als freischaffender Komponist und Musiker arbeitet. Er war Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles, der Cité Internationale des Arts Paris und Artist-in-Residence im Peggy Glanville-Hicks Composers House Sydney/Australien. Seit 2006 arbeitet er mit der Münchner Theatergruppe Hunger&Seide zusammen. 2009 hat er Streicharrangements für die deutsche Indieband Tocotronic geschrieben. Als Organist trat er beim Holland Festival und Maerzmusik Berlin auf, seine Kompositionen wurden bei verschiedenen Europäischen Musikfestivals aufgeführt, u.a. bei Ultima (Oslo), Wiener Festwochen, Présences (Paris, Radio France).
> www.thomasmeadowcroft.com
     
   
Stefan Schulzki, 1970 in Augsburg geboren, studierte Komposition bei Adriana Hölszky und Ulrich Leyendecker sowie Klavier bei Hans Thürwächter und Christoph Back. Zudem absolvierte er den Studiengang Filmmusik und Sounddesign an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seit 2001 ist er freischaffend als Komponist tätig. Sein Werkverzeichnis umfasst derzeit unter anderem Musik zu mehr als 70 Filmen. Seit 2008 ist er Lehrbeauftragter für Musiktheorie am Leopold- Mozart-Zentrum in Augsburg sowie Gründungsmitglied und Pianist der Komponistenverschwörung, einer Gruppe von Komponisten, die in ihren Konzerten zugleich als Interpreten ihrer Werke auftreten. 2009 erhielt er das Musikstipendium der Landeshauptstadt München sowie 2011 den Preis für die beste Filmmusik beim Kinofest Lünen.
     
   
Eva Sindichakis, 1975 in München geboren, machte parallel zu ihrem Klavier- und Kammermusik-studium bei Gernot Sieber am Richard-Strauss-Konservatorium München, den Magister in Musik-wissenschaft, Neuere und Neueste Geschichte und Neogräzistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Anschluss studierte sie Komposition bei Wilfried Hiller und Musikjournalismus an der Musikhochschule in München. 2006 erhielt sie das Stipendium des Freistaates Bayern für das internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Seit 2008 ist sie stv. Vorsitzende des Bayerischen Komponistenverbandes. 2009 gewann sie den Publikumspreis der ION Nürnberg, 2010 erhielt sie ein Musikstipendium der Landeshauptstadt München. Die pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank fördert derzeit die Komponistin mit einem Arbeitstipendium.
     
   
Alexander Strauch, 1971 in München geboren, lernte in München und Frankfurt/M bei Hans-Jürgen von Bose, Hans Zender und Isabel Mundry. An Stipendien erhielt er u.a. Internationales Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg, Cité Internationale des Arts Paris. Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem Musiktheater: Eröffnung des Münchener Akademietheaters (Prinzregententheater) 1996 mit Narrow Rooms nach James Purdy. Zuletzt sah man von ihm K.o.per auf Max Schmeling und Joe Louis (2005, i-camp München) sowie UT.op-er nach Thomas Morus' Utopia (2009, Semperoper Dresden). Neben seinem Nucleus-Beitrag ist er mit Neda – der Ruf/die Stimme / Persische Trilogie 2 auf der Münchener Biennale 2012 dabei (UA 13./14./15.5.2012 i-camp München).
     

 


Ein Projekt von Schwere Reiter MUSIK und acht KomponistInnen in Kooperation mit der Münchener Biennale, gefördert durch den Fonds Darstellende Künste e.V., die Kulturstiftung der Stadtsparkasse München, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, den Bezirk Oberbayern und dem Bayerischen Musikfonds






Dank an das Staatstheater am Gärtnerplatz

     
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